Die App für Demokratie vom Sofa aus
democy will’s wissen
democy fragt EUCH nach eurer persönlichen Meinung. Und mal ehrlich: Wer wünscht sich nicht, dass die eigenen Einstellungen und Ansichten endlich irgendwo Gehör finden?
Genau aus diesem Grund lassen doch täglich Millionen von Menschen ihre Meinung auf Bewertungsportalen, wenn sie sich abends auf der Couch langweilen – und erzeugen damit meistens nur Schall und Rauch.
Bei democy ist das anders. Die App sammelt nicht dein Nutzerverhalten oder trackt dich, sondern nur deine Stimme und nicht mehr! Hier geht es um ein höheres Ziel: Einflussnahme auf Entscheiderinnen und Entscheider in der Politik.
Hier das Erklärvideo:
Start-up mit höheren Zielen
Es ist kaum zu glauben, aber der Würzburger Gründer Julius Klingenmaier geht es mit der von ihm entwickelten App tatsächlich nicht ums große Geld. Stattdessen hat er eine Vision: digitale Bürgerentscheidungen zu verschiedensten Themata sammeln, Mehrheiten ausfindig machen und damit an die Politik herantreten.
„Zusammen können wir sozialen Druck aufbauen und somit sozialen Lobbyismus betreiben.“
2017 gründete er das Start-up democy UG in Würzburg neben seinem Hauptjob in der IT; man kann also kaum behaupten, democy sei aus der finanziellen Not geboren. Vielmehr steht dahinter erstens Julius’ Traum der politischen Teilhabe für alle und zweitens seine Frustration, dass er selbst in einem außerparteilichen Rahmen so gut wie keine Chance zu dieser Teilhabe hat.
Seine Vision ist es, die Meinungen von einer Million Menschen regelmäßig und schnell einholen zu können. Mit democy will er keine direkte Demokratie (gewissermaßen von der Straße in den Stadtrat oder zuletzt Bundestag) ausüben. Es geht vielmehr um eine direkte Informationsbeschaffung, um das Kreieren eines Problembewusstseins für politische Fragestellungen, was sonst leider allzu oft am Stammtisch oder im Privaten verhallt. Mit der Abgabe der eigenen Meinung in der democy-App wird die eigene Stimme zählbar und kann mit anderen Stimmen Großes bewirken.
Friedensnobelpreisträger statt Taxifahrer
Frage: Was läuft hinter den Kulissen von democy und wie funktioniert das konkret?
Antwort: Zunächst einmal ethisch korrekt.
Nutzerinnen und Nutzer von democy bleiben anonym, eine parteiliche und weltanschauliche Färbung gibt es nicht.
Dafür gibt es noch keinen Friedensnobelpreis. Trotzdem haben sich ziemlich viele engagierte Leute aus Würzburg und ganz Deutschland auf die Stellenausschreibung mit der Überschrift „Friedensnobelpreisträger statt Taxifahrer“ gemeldet. Mittlerweile hat Julius ein zehnköpfiges Team (u.a. Daniel Krämer, Kristina Wedel, Tim Voss und Anita Thonipara) um sich versammelt, die für jene Anonymität und Unabhängigkeit in jeder Hinsicht sorgen. ITler, Webdesigner, BWLer, Juristen und ganz wichtig: Politikwissenschaftler. Letzte sollen in regelmäßigen Diskussionsrunden sicherstellen, dass die Fragestellungen korrekt und verständlich sind, ohne jegliche Tendenz in eine politische Richtung, und sie kümmern sich um die aktuelle Themenauswahl. Das komplette Team arbeitet mit Ausnahme einer 400-Euro-Kraft ehrenamtlich.
Die Zukunft
Als komplette non-profit NGO ist die democy-App nicht angelegt. Julius arbeitet zwar hochmotiviert seit über einem Jahr die Nächte durch, doch als frischgebackener Papa und generell als Mensch mit Privatleben geht das nicht auf Dauer. Sein Ziel ist:
„Ich möchte 20 Leute fest anstellen und europaweit expandieren. Das wäre ein perfektes Instrument, um Europa weiter zu vereinen und die Demokratie zu stärken. In vielen EU-Ländern gibt es eine Tendenz zur defekten Demokratie. democy kann hier in Zukunft nützlich sein.“
Noch backt er gedanklich kleinere Brötchen: Das Team bietet Kommunen die App im Paket mit vielen Workshops und Komplettbetreuung für mehrere Monate an. Auch mit der Stadt Würzburg sind sie im Gespräch. Auf dem Weg zur Digitalisierung, ist Julius überzeugt, ist die App sicher ein zeitgemäßes Instrument, um nicht über die Bevölkerung hinweg, sondern mit den Bürgerinnen und Bürgern einer Stadt oder Kommune zu interagieren.
democy im Selbstversuch
Da die Autorin die Motivation und die Umsetzung für wirklich gelungen hält, demonstriert sie euch hier ihre ersten Schritte mit democy im Selbstversuch. Spoiler: Ist gar nicht so schwer; probiert’s mal aus! Manchmal hat man sich noch keine Gedanken zu einem Thema gemacht und wird plötzlich mit der Nase drauf gestoßen.
Fotos: democy, Video: hümmer kommunikation
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