#fraugründet: DARUM-VERLAG
Leselandschaft aus einer neuen Perspektive
Wer kennt diesen Dialog:
Mama, warum ist das so?
Ach … weißt du … einfach darum.
Aber warum denn jeeeeeetzt?
Herrgott, DARUM eben!
Um auf diese und ähnliche Fragen in Zukunft informierter antworten zu können, gibt es seit 2018 den DARUM-Verlag in Würzburg. In diesem Verlag sind bislang drei Kinderbücher zu den Themen Polizei, Feuerwehr und Stadtreinigung erschienen. Der Clou dabei: Die Bücher sind mit, größtenteils in Würzburg aufgenommenen, hochaufgelösten Photos bebildert, die VertreterInnen dieser Berufsgruppen in verschiedenen Situationen ihres beruflichen Alltags zeigen. In kurzen, eingängigen Reimen werden diese typischen Tätigkeiten beschrieben und erklärt.
Die Hauptzielgruppe der Bücher ist im Kleinkindalter. Neuere Studien haben gezeigt, dass Kinder dieser Altersstufe Abstraktionen und Stilisierungen noch nicht oder zumindest schlechter verarbeiten können, DARUM setzt der Verlag ganz bewusst auf Alltagsnähe und Photorealistik.
Gegründet und betrieben wird der DARUM-Verlag von Monika Schaub; sie ist gelernte Buchhändlerin und studierte Germanistin. Außerdem ist sie Frau und Mutter. Ob das auf Ihre Entscheidung einen Kinderbuchverlag zu gründen und ihren jetzigen Berufsalltag allerdings überhaupt einen Einfluss hatte oder aber in diesem Artikel unangemessen zu erwähnen ist, weil in der heutigen Wirtschaftswelt irrelevant, gehört zu den Fragen die unser heutiges #fraugründet-Gespräch beantwortet.
Antworten für #fraugründet
Wie fändest du es, wenn wir dich jetzt nach deiner familiären Situation, z. B. ob du Kinder hast, fragten?
„Absolut gerechtfertigt! Was wäre das für ein Kinderbuchverlag, wenn ich nicht mindestens ein Kind vorzuweisen hätte. Dazu ist mein Kind einfach der Grund, weshalb es mein Unternehmen überhaupt gibt: gegründet habe ich aus der Arbeitslosigkeit, Beruf und Privates gut zu vereinen erschien mir damals fast unmöglich. Und da fragte mich mein Sohn, ob ich eigentlich Feuerwehrfrau sei? Nein? Was ich dann könne?? Das war ein ziemlicher Schlag. Aus dem Herzen heraus antwortete ich: Bücher machen. Ich kann Bücher machen! (zwanzig Jahre Berufserfahrung im Buchhandel gingen dem voraus) Und das hab ich dann gemacht. Als erstes gleich mal ein Buch über die Arbeit der Feuerwehr.
Was ich allerdings komisch finde ist eine beliebte Smalltalk-Frage bei Events jeglicher Art: Ich werde sehr häufig gefragt wo eigentlich gerade mein Kind sei. Ich verstehe wirklich überhaupt gar nicht, weshalb das gefragt wird und habe auch noch kein einziges Mal gehört, dass die Frage einem Mann gestellt wird. Ich kontere mittlerweile zweigleisig. Zum einen ist meine Standardantwort: Hängt an der Garderobe. (Die schockierten Blicke sind wirklich jedes Mal zum Schießen!) Und dann frage ich direkt einen Mann: Und wo hast Du Deine(s) verräumt?“
#fraugründet wünscht/denkt?
„Ach ich denke dasselbe wie alle Gründer: einfachere Gründungsmodalitäten. Weniger Bürokratie. Besonders am Anfang ist alles, vom Businessplan bis zur Steuererklärung alles so so aufwändig. Und dann ja noch die ganze Arbeit, das Geld und die Kraft, die man so reinsteckt, das ist schon kein Spaziergang gewesen bis hierher. Und daher wünschte ich mir eine viel viel stärker ausgeprägte Kultur der Innovation: Damit meine ich die gesellschaftliche Freude an Neuem. Support! Und nicht wie so oft am Anfang: Ach ist ja schön was Du machst, ABER… Ich hatte den Eindruck, dass kritische Äußerungen sehr gern gemacht werden. Bitte, Gründer wollen hören: Geil! Und wie kann ich Dich unterstützen? „
Ungleichbehandlung Männer/Frauen?
„Die Frage nach der Gleichberechtigung ist eine elementare in der Entstehung des Verlagsprogramms und in dieser auch immer größer geworden. Besonders nach Erscheinen der ersten beiden Bücher, für die damals einfach die Fotografien für mich im Mittelpunkt standen hatte ich mehrere sehr ähnlich verlaufende Gespräche mit
Eltern/Pädagog*innen/Buchhändler*innen. Die gingen so: Sind denn gleich viele Frauen wie auch Männer in den Büchern abgebildet? Meine Antwort: Ja, Kehrmaschine fahren auch Frauen, bei der Feuerwehr ist aber leider keine Frau drin. Ach, ja spannend. Und wann kommt was für Mädchen? Sind ja eher Jungsthemen!?!
Die Stereotypen werden meiner Ansicht nach auf so vielen Ebenen ausgebildet und anerzogen. Denn per se finden es sowohl Jungs als auch Mädchen im frühen Kindesalter spannend ihre nächste Umgebung zu erkunden: die Kehrmaschine zu beobachten, Feuerwehrautos und Polizei! Am schönsten war für mich daher, als mal nach einer Lesung im Kindergarten ein Mädchen zu mir kam und sagte: Eigentlich wollte ich Prinzessin werden, doch ich geh nun doch lieber zur Polizei!“
Fotos: Don Ribacker
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