Mit Elli ganz groß rauskommen
Wie das Start-up MIRell Photonics die Messsystem-Branche weltweit revolutioniert
„Ein Start-up zu haben ist deutlich besser als ‚normale‘ Arbeit: Man tut das, was einem selbst Spaß macht, es geht um die Verwirklichung der eigenen Ziele statt um die Ziele anderer.“
Nicolai Seubert
Kein Wunder also, dass die drei Teammitglieder der MIRell Photonics GmbH – Caroline von Andrian-Werburg, Nicolai Seubert und Andreas Heger – schon anderthalb Jahre nach der Gründung ihren ersten Prototypen in diesen Tagen gebrauchsfertig machen.
Gestatten: Elli die Erste
Elli, wie sie liebevoll im Team genannt wird, ist ein Ellipsometer und heißt eigentlich Elli-3u. Die „3u“ stehen für drei Mikrometer – die Wellenlängen des verwendeten Lichts, das „u“ ist dabei eigentlich ein „µ“ der Messeinheit Mikrometer.
Elli bestimmt die Dicke und den Brechungsindex von sehr dünnen Schichten, indem sie die Änderungen der Lichtschwingung (Polarisation) untersuchbar macht. So fallen potenzielle Fehler auf und die Zusammensetzung des Materials kann eruiert werden. Interessant ist das zum Beispiel für Halbleiterhersteller. Auch Computerchips bestehen aus diesen Schichten; Laserdioden ebenfalls. Als MIRell Photonics dieses Jahr für den 3. Startup-Preis Würzburgs nominiert war, verglich Caroline die Schichten sehr anschaulich mit einer Torte (die sie tatsächlich dabei hatte).
Weltweit einzigartig
Elli unterscheidet sich allerdings von anderen Ellipsometern auf dem Markt: Die Messungen erfolgen komplett zerstörungsfrei wegen der Kombination aus Lasertechnik und den 3 Mikrometern Wellenlänge. Das macht die Entwicklung von MIRell Photonics weltweit einzigartig.
Nicolai veranschaulicht das an einem Beispiel aus dem Alltag: Würde man eine Brille mit Elli untersuchen, könnte man feststellen, woraus die Gläserbeschichtung besteht und wie dick die Gläser sind, ohne das empfindliche Material zu zerkratzen oder zu beschädigen. „So deckt man die Geheimnisse der Hersteller auf“, grinst er.
Hightech in Würzburg
Die Idee zu Elli entstand aus einer Arbeitssituation heraus. Für Physiker – und das sind alle drei MIRells – gehören Ellipsometer nämlich zum Alltag. Caroline arbeitete als Werkstudentin für Andreas Heger und beide hätten gerne etwas mit 3 Mikrometern gemessen, mussten aber feststellen, dass es kein passendes Gerät gab. Nicolai, ebenfalls noch Student an der Uni, kam dazu, das Team war komplett und Anfang 2017 ging es los mit der MIRell Photonics GmbH.
Da das Start-up eine Ausgründung der Uni Würzburg ist, war klar, dass es sich auch hier ansiedeln sollte. Zum Start gab es ein EXIST Start-up Germany-Stipendium über das Servicezentrum für Forschung und Technologietransfer der JuMax, was dem Team ein riesiges Netzwerk in der Gründerszene eröffnet hat.
Gründernetzwerk – check
„Als Physiker bist du Fachidiot, du kannst jedes Problem runterbrechen, aber BWL kannst du nicht. Und das brauchst du zum Gründen.“
Nicolai Seubert
Durch das Exist-Stipendium kamen die MIRells in Kontakt mit der Szene in anderen Städten wie München, wo sie Workshops besuchten; sie können also valide Vergleichen anstellen.
„In Würzburg sind die Leute motiviert und helfen dir wirklich. In München hingegen ist alles überlaufen, alles muss hip sein und man kommt dabei nicht zum Arbeiten.“
Nicolai Seubert
Das MIRell-Team bringt sich aktiv ins Gründernetworking in Würzburg ein: Carolin sieht man zum Beispiel regelmäßig auf den Gründerstammtischen und sie nehmen gerne die Angebote der großen Institutionen, wie dem IGZ, der IHK und BayStartUp in Anspruch.
Blick in die Zukunft
Mit MIRell Photonics wollen sie auf jeden Fall in Würzburg bleiben, ist sich das Team sicher. Für die Stadtgröße ginge hier sehr viel.
Und der berühmte Fünfjahresplan? Nicolai lacht: „Wir sind zu acht und unsere Schreibtische quellen über vor lukrativen Übernahmeangeboten.“
Dabei wünschen wir von Gründen@Würzburg auf jeden Fall viel Glück!
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