Alle sprechen über KI, nur wenige tun es. Das muss sich ändern!

Davon ist AI-Guru Dr. Tristan Behrens überzeugt. Er sieht in Deutschland großen Nachholbedarf, um mit Ländern wie China aufzuholen, was das Thema Künstliche Intelligenz angeht, beschwert sich aber nicht, sondern packt das Thema an: Bei Tristan können alle, die wollen, KI lernen.

„Wie viele Parameter hast du?“

Über 100 Menschen habe er allein im letzten Jahr ausgebildet, sagt Tristan. Dazu gibt er Workshops und Seminare in Deutschland und darüber hinaus – inhouse – gebucht – auf Konferenzen – öffentlich; und da er in der Würzburger Gründerszene Zuhause ist (er hat seinen Arbeitsplatz momentan im Cube), finden einige dieser Lehrgänge im ZDI Mainfranken statt.

Zwölf Menschen sitzen da, im sog. Tower, dem ZDI-Ideenlabor, und arbeiten sich im Thema Künstliche Intelligenz voran: „Praktische Einführung Deep Learning, Machine Learning, KI“ heißt der zweitägige Workshop, der sich an Interessierte mit Programmierkenntnissen wendet.

Sätze, die man als Beisitzende hört sind „Wie viele Parameter hast du?“, „Probier’s aus und mach jedes Mal ein neues Netz.“, „Data Augmentation und Drop Out sind oft vorgegeben, aber kein Garant.“ Die Angesprochenen nicken dabei erfreut und verständig.

Die allermeisten kommen aus dem universitären Umfeld, auch Vertreter der Industrie sind zugegen und dazu absolute Neulinge auf dem Gebiet, die einfach mal reinschnuppern wollen. Die Atmosphäre ist entspannt, kein verbissenes auf den Bildschirm starren, keine schier unlösbaren Probleme, die Tristan seinen TeilnehmerInnen vorsetzt.

Zwei Tage ging es um die Technik hinter AI/KI, genauer darum, funktionsfähige Prototypen zu erschaffen. Die TeilnehmerInnen arbeiteten mit Prototypen zur Handschriftenerkennung und bewerteten Reviews der IMDB (Internet Movie Database) mit einer KI – sentiment analysis heißt das. Es ging auch um Bildverarbeitung mit neuronalen Netzen: KIs, die Daten und Zahlen auf Bildern erkennen. Klingt einfach? Für uns schon, aber probiert mal am Rechner, Text von einem JPG zu kopieren – na? Klappt nicht, genau. Wir sehen die Buchstaben und Zahlen, die Maschine sieht nur das Bild. Vergleichbar ist das mit der maschinellen Postleitzahlenerkennung im Briefzentrum der Post. Zusammen mit den Zwölfen trainierte Tristan im Kurs die entsprechende KI.

Ein anderer Workshop befasst sich mit der fachlichen Seite der künstlichen Intelligenz („Deep Learning, Machine Learning, Künstliche Intelligenz“ heißt dieser, Tristan nennt ihn „Kreativworkshop“). Niemand braucht hier Programmierkenntnisse; die Veranstaltung verspricht „Gemeinsam mit Dr. Tristan Behrens (AI Guru) analysieren Sie Ihre Daten und Anwendungsfälle, um sie richtig im weiten Feld der Künstlichen Intelligenz einzuordnen.“ Ergo:

Künstliche Intelligenz für alle

Spätestens seit Anfang des Beitrages wissen wir: KI/AI ist weltweit von hoher Bedeutung, für alle Branchen. Wir wissen aber auch (spätestens jetzt), dass Deutschland in der Forschung noch lange nicht so weit ist wie z. B. China. Einen Gedanken weiter kommen viel nun auf die Idee, dass KI für jene, die es können, ein absolut lukratives Geschäft ist. Warum gibt Tristan dann sein Wissen weiter und gründet nicht die größte AI-Firma Deutschlands?

„Ich möchte das Thema Deep Learning mit maximaler Reichweite voranbringen. Es ist wichtig, dass es Leute gibt, die sich damit auskennen.“

Tristan Behrens

Tristan geht es also um das große Ganze, er ist vom Sinn seines Schaffens überzeugt. Daher gab es z. B. auch bei der Würzburg Web Week einen komplett kostenlosen Workshop von ihm und er veröffentlicht viele seiner Entwicklungen auf GitHub.

Er hat den Status eines „Smart Expert“ – er, das Individuum Tristan, ist die One-Man-Show und Personenmarke AI-Guru (warum er sich so nennt, lest ihr genauer im Beitrag im neuen Gründermagazin; Spoiler: Ja, er ist tatsächlich Yogalehrer. Trotzdem müsse man keine Angst haben, dass er plötzlich Räuchermännchen anzünde, versichert er). Als KI-Experte Tristan Behrens Er möchte – momentan zumindest – kein Boss sein, sondern vielmehr als Individuum mit Individuen kooperieren. Deep Learning steht dabei im Fokus, Tristan fügt hinzu:

„Meine Vertiefungsrichtungen sind Image Processing, Natural Language Processing (unter NLP bekannt), Representation Learning, Time Series Analysis und – der heißeste Scheiß: Deep Reinforcement Learning.“

Tristan Behrens

Zur Erklärung: Dieser „heißeste Scheiß“ heißt zum Beispiel, dass Tristan für ein Meetup bei Bosch ein neuronales Netz mit einem Fahrsimulator verbunden hat. Das Programmieren dauerte 15 Minuten. Danach ist die KI etwa vier Stunden selbst gelaufen und hat sich „eigenhändig“ trainiert. Das Ergebnis war, dass dieser simulierte Fahrer nun selbstständig ohne menschliches Zutun um Kurven fahren und Hindernissen ausweichen konnte.
Tipp: Auch Super Mario lässt sich so leichter spielen. 😉

Grenzen und Gefahren der künstlichen Intelligenz
oder:
Wann kommt der Terminator?

Es tut sich im Bereich KI/AI also einiges, auch in Deutschland und Tristan, unser AI-Guru, ist einer der Vorreiter auf dem Gebiet. Dennoch gibt es Grenzen – für die Technik und für ihn persönlich. Er sieht sich in seinem Job einer mit einer wichtigen moralischen Verantwortung konfrontiert; dabei unterscheidet er zwischen verschiedenen Teilaspekten:
Zum einen sieht er die größte Gefahr, wie er grinsend konstatiert, nicht im Terminator. Den wird es nie geben, ist er sicher. Stattdessen wird aber in den nächsten Jahren nach Tristans Schätzung 50 Prozent des Arbeitsmarktes von KIs bewegt werden. Insofern sei eine ethisch-soziale Diskussion vonnöten, die er bei öffentlichen Auftritten, in Gesprächen mit der Politik etc. immer wieder aufs Tapes bringt: Was ist zum Beispiel, wenn Autos autonom fahren und keine TaxifahrerInnen mehr benötigt werden? Bei seinen Lösungsansätzen lässt sich Tristan z. B. von Philosoph Richard David Precht inspirieren.

Schrift AI GURU, schwarze Sillhouette im Schneidersitz

Zum anderen nimmt er seine selbst gesetzte moralische Verpflichtung insofern wahr, als dass er keinesfalls für Rüstungsfirmen arbeiten würde. Als überzeugter Veganer nennt er außerdem den „schneckenschnetzelnden Roboter“, den es wohl wirklich gibt, als absolutes No Go.

Tristan versteht die sich breit machende bzw. vorhandene Verunsicherung gegenüber den Maschinen, die jetzt „selbst“ lernen und die damit aufkommenden Ideen. Am Beispiel des autonomen Fahrens erklärt er, dass hier das größte Problem ein Hacker-Angriff wäre; und selbst dafür gäbe es eben Sicherheitsprotokolle. Es wird (auch in Deutschland) an einem TÜV für das autonome Fahren gearbeitet, vor allem aber dort, wo es eben nicht mehr nach Zukunftstechnologie klingt, wie in den USA: Seit 2014 fahren in Kalifornien Fahrzeuge ohne FahrerInnen, sondern mit KIs „am Steuer“ und sind statistisch schon längst sicherer unterwegs.

 „Ich werde oft gefragt, warum ich nicht in Berlin bin. Von allem Persönlichen abgesehen, kann ich hier eine spannende Entwicklung miterleben, die gerade nicht der in Berlin oder München gleicht – Themen wie „Smart City“, Meetups und Workshops zu den Tech-Themen, das alles zeigt, dass sich hier etwas tut. Den Anschluss verliere ich dennoch nicht – Würzburg hat einen großen ICE-Bahnhof. 😉“

Tristan Behrens

Wir freuen uns, dass der Guru genau bei uns in Würzburg im ZDI Mainfranken Zuhause ist und sind gespannt, was er uns beim nächsten Artikel schon Neues zu berichten hat.

Apropos: Sein nächster Workshop im ZDI Mainfranken findet Anfang Juli statt und wendet sich auch an Neueinsteiger mit Programmierkenntnissen. „Advanced Deep Learning in Würzburg“; ihr findet ihn bald auf der AI-Guru Website und bei den Veranstaltungen des ZDI Mainfranken.

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Rebecca Hümmer
Rebecca Hümmer betreibt seit 2015 die Agentur hümmer kommunikation in Würzburg. So kann sie sich selbst gut in alle Themen rund um das Gründen hineinfinden und darf regelmäßig hier auf Gründen@Würzburg bloggen.
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