Herzensangelegenheit Barrierefreiheit

Websiteoptimierung. Das heißt für Otto Normalverbraucher: übersichtliches Menu in der Navigation, schnelle Ladezeiten, vielleicht auch noch gutes Google-Ranking. Für alle, die von der gesellschaftlich definierten Norm abweichen, gibt es viele Ansätze, wo für sie etwas optimiert werden könnte.

Das Team von Eye-Able als Teil der „Web Inclusion GmbH“ hat sich genau diese Optimierung für Menschen mit Sehbehinderung zum Ziel ihres Social Start-ups gesetzt.

Einfach teilhaben

Oliver Greiner hat E-Commerce an der FHWS studiert und er hat seit dem Kindergarten einen besten Freund mit einer genetische Augenerkrankung, Lennart. Spätestens ab der Schulzeit hat Oliver durch ihn live mitbekommen, dass es keine kaum Hilfsmittel gab, was sich gerade im Studium, wo viel auf Lesen am Bildschirm ausgelegt ist, manifestierte.

„Es bleiben den Betroffenen die Zugänge zur Bildung verwehrt!“

Oliver Greiner

Dass diese Problematik viel mehr Menschen als genetisch Augenerkrankte betrifft, wurde ihm bei einem Praktikum, bei dem die Bevölkerungsgruppe 50+ eine große Rolle spielte, nochmal vor Augen geführt. Für sie tun sich dieselben Barrieren auf.

Eye-Able hat vielseitige Funktionen, die den Nutzer*innen das Surferlebnis erleichtern sollen.

Das Team, das Sehen ermöglicht

Oliver hatte also eine Mission: Das Sehen am Rechner für möglichst viele Menschen zu verwirklichen. In einem Praxisprojekt an der FHWS hat er mit Prof. Michael Müßig 2018 dazu geforscht. Chris Schmidt, Studienkommilitone und ebenfalls E-Commercler, kam mit an Bord. Heute ist er für Marketing und Design bei Eye-Able zuständig.

Im Sommer 2020 wurde das jetzige Team komplett: Eric Braun ist Wirtschaftswissenschaftler und der Verantwortliche für Finanzen und Buchhaltung. Für ihn ist klar vom Studium her bereits Interesse für das Gründerdasein vorhanden; er kannte es auch von erfolgreichen Unternehmern aus seiner Familie. Tobias Greiner, seines Zeichens Informatiker, kam etwa zur selben Zeit dazu und ist seitdem unermüdlich am Entwickeln und Programmieren.

Zu diesem Zeitpunkt wurde die Bewerbung des Teams den Würzburg Accelerator Track angenommen, der vor einigen Tagen mit einem erfolgreichen Pitch Battle für Eye-Able endete.

Intensivtraining, Crowdfunding, erfolgreiche Projekte

Das Eye-Able-Team war in der kurzen Zeit seit dem ersten FH-Projekt bis jetzt ziemlich fleißig: Am 29.10.20 wurde die GmbH angemeldet. Im Accelerator Track am ZDI Mainfranken unterzogen sie sich fünf Monaten intensiven Coachings, haben viel gelernt, neu gedacht und ohne Zweifel davon profitiert.

„Corona hat uns auch irgendwo geholfen; wir hatten einfach ein mehr Zeit.“

Beim BayStartUP-Contest für StartUps aus Bayern haben sie just in der ersten Runde überzeugen können und dürfen sich jetzt zu den Siegern zählen! Mit einer Crowdfunding-Kampagne haben sie sich 5.000 Euro Kapital gesichert. Und Projekte haben sie ohnehin schon erfolgreich realisiert bzw. immer mehr Anfragen für neue.

Individueller Durchblick für Webseitenbetreiber und für Privatpersonen

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Das Geschäftsmodell steht nicht auf wackeligen Füßen, ist erprobt, skalierbar und dabei noch übersichtlich: Es gibt ein B2B-Modell für jene, die eine Website bereitstellen mit Jahresabos ab 99,90 €. Nur ein Code-Snippet muss eingebunden werden, Updates kommen automatisch, das Team hilft auch gerne dabei. Der Mehrwert für die Webseitenbetreiber ist, dass sie eine viel größere Zielgruppe mit ihrer Seite erreichen.

„Jede Seite soll in der Lage sein, sich das Tool zu kaufen.“

Privatpersonen können ebenfalls eine Jahreslizenz erwerben, momentan für 9,99 € pro Jahr – und zwar nicht pro Website, sondern komplett für alle Seiten, die man eben über den Browser betrachtet. Wieder betont Oliver den integrativen Ansatz – einfach jede*r soll teilhaben können!

SCHRIFT VERGÖSSERN ALLEIN REICHT NICHT

Auf der Website von Eye-Able kann man das Plugin sofort testen: 12 Funktionen in weißer Schrift auf schwarzem Grund kommen auf Klick sofort im Dropdown runter. Das mit der ‚individuellen Anpassung‘ ist also nicht zu dick aufgetragen. Sofort kann man ausprobieren, wie die Website mit größerer Schrift, anderem Kontrast (Gelb auf Blau z. B. – was Neues für uns), mit Blaufilter und vielen anderen Features aussieht. Als praktisch hat sich nach dem Ausprobieren der „alles zurücksetzen“-Button erwiesen; aber eben nur, wenn man in der privilegierten Lage ist, alles einwandfrei sehen zu können.

Weiter auf dem rechten Weg

Eye-Able ist das Flagship der „Web Inclusion GmbH“. Es ist bildet eine große und einzigartige Unterstützung, auch für öffentliche Websites, die mittlerweile verpflichtet sind, eine Assistenztechnik zur Barrierefreiheit bereitzustellen, was in den WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) festgehalten ist. In Kürze werden Oliver und Chris offizielle Prüfer genau dafür sein.

Der berühmte Fünfjahresplan sieht jedenfalls vor, dass barrierefreie Assistenztechnik in Deutschland in 25.000 Seiten integriert ist – das muss nicht nur Eye-Able als solches sein, denn die Web Inclusion GmbH hat schon jetzt noch mehr Projekte und Produkte im Hinterkopf und ist hypermotiviert, daran zu weiterzuarbeiten.

 „Wir wollen das Soziale im Projekt immer in den Vordergrund stellen“

Für uns waren damit im Interview alle Fragen geklärt. Da es sich hier aber um eine Herzensangelegenheit handelt und nicht um eine Produktbeschreibung, war es Oliver noch wichtig, seinen schönsten Erfolgsmoment mit uns zu teilen:

„Als Lennart Eye-Able getestet hat, gab er wochenlang begeistert dutzende von Wörtern in Google ein. Ich fragte, warum er das denn mache und er antwortete, dass es faszinierend sei, dass für jedes einzelne Wort dermaßen viele Suchergebnisse angezeigt würden.“

Teilhabe = Erfolg = Lebensfreude. Endlich konnte Lennart genau das tun, was für die meisten seit Jahren jeden Tag normal ist. Probiert ihr es auch mal aus: https://eye-able.com/

Für die zweite Runde des BayStartUP-Wettbewerbs drücken wir schon jetzt die Daumen!

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Rebecca Hümmer
Rebecca Hümmer betreibt seit 2015 die Agentur hümmer kommunikation in Würzburg. So kann sie sich selbst gut in alle Themen rund um das Gründen hineinfinden und darf regelmäßig hier auf Gründen@Würzburg bloggen.
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