#fraugründet: Henriette Maaß
Als Projektleiterin und Mitgründerin-to-be von NanoStruct ist Dr. Henriette Maaß mittendrin in der Tech-Branche, einem Berufszweig, in dem Männer definitiv den Frauen zahlenmäßig überlegen sind.
Vollzeit Techie seit 2019
Sie ist Physikerin, hat sich in ihrer Promotion mit Festkörperspektroskopie beschäftigt, war dann zwei Jahre in der freien Wirtschaft, genauer der Halbleiterindustrie, unterwegs. Den Experimentalphysiker Enno Krauss kennt sie seit Anfang ihres Studiums. Als seine Idee von NanoStruct Formen annahm und die EXIST-Förderung in der Tasche war, stieg sie 2019 Vollzeit in das Projekt ein. 18 Monate bekam das Team dann (zu dem übrigens auch der Chemiker Thien Anh Le und der Betriebswirt Kai Leibfried gehören), um das Projekt zur Marktreife zu bringen. Das ist jetzt bald soweit und ihr könnt euch auf einen Beitrag von uns freuen, der das Start-up NanoStruct ganz genau unter die Lupe nimmt.
Denn von diesem innovativen Start-up kommt ein neues Bauteil für eine ganze Spektroskopiemethode, die Raman-Spektroskopie: Ein Sensorchip. Die genannte Methode funktioniert zwar auch ohne Chip, doch dient dieser als Verstärker, mit dem Signale messbar werden, die bislang nicht erfasst werden konnten. Henriette erklärt das so:
„Wenn Moleküle richtig angeregt werden, fangen sie an zu schwingen. Die Schwingungssignale sind teilweise sehr klein, mit dem Chip können wir sie aber erkennen.“
Das kann dann z. B. in der Medikamentenentwicklung oder für die Detektion von Umweltschadstoffen angewandt werden.
Im Oktober solle es dann von der Uni Würzburg in neue Räumlichkeiten im IGZ Würzburg gehen. Mit den Beratern der Gründerzentren hatte das Team von Beginn an guten Kontakt – Dr. Gerhard Frank stand ihnen z. B. zur Seite, als es um die Bewerbung bei EXIST ging. Als frisch gebackenes Start-up im IGZ geht das Abenteuer dann so richtig los. Wir bleiben dran!
Jetzt erstmal zu unseren vier Fragen: #fraugründet fühlt Henriette Maaß auf den Zahn. Los geht’s:
Siehst du eine Ungleichbehandlung oder sogar Ungerechtigkeit gegenüber Männern aus deiner Perspektive und ggf. in deiner Branche?
„Nein“ ist Henriettes klare Antwort. Man falle mehr auf in der Physik und High Tech-Branche als Frau, da der Anteil natürlich viel kleiner ist, aber eine Ungleichbehandlung ist ihr noch nie untergekommen.
„Ich fühlte mich immer vollständig akzeptiert. Wenn überhaupt, dann wurde ich im Positiven ungleich behandelt. Die Kollegen dachten sich vielleicht: ‚Die muss was draufhaben, sonst würde sie sich nicht durchsetzen.‘“
Wärst du als Mann heute woanders/auf einer anderen Stelle/einem anderen Beruf/Ort/Gehalt?
Das hält Henriette für möglich, aber nicht wahrscheinlich. Angesprochen auf Familienplanung etc. zeigt sie sich optimistisch, dass es in dieser Hinsicht mit Job und Karriere keine Probleme geben wird.
Wie fändest du es, wenn wir dich jetzt nach deiner familiären Situation, z. B. ob du Kinder hast, fragten?
Die Antwort hat uns ein wenig verblüfft (und positiv überrascht): Es ist Henriette im Business-Kontext noch nie passiert, dass – mit einem Seitenhieb auf ihr Alter (keine Bange! erst 33 😊 ) – nach Kindern und deren Planung gefragt wurde. Doch verstehe sie die Problematik dahinter, sagt sie.
„Wenn die Frage mal kommt, wüsste ich immer eine Antwort!“
#fraugründet und wünscht sich / denkt / etc. …
In dieser Hinsicht nix. Wie schön ist das zu hören! Aufgepasst, Mädels: Keine Angst vor der Tech-Branche. Die Männer dort beißen anscheinend nicht und eure Aufstiegschancen sind optimal mit den MINT-Fächern. Henriette meint:
„Eine super Community in der High Tech-Branche!“
Was sich Henriette aber doch wünscht ist mehr Wissenstransfer zwischen Uni und Wirtschaft, mehr Gründungen aus dem wissenschaftlichen und technischen Bereich, denn oft hätten Wissenschaftler*innen die Möglichkeit und den Mehrwert des Gründens nicht im Blick.
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