5000 Face-Shields für Äthiopien
Hoher Besuch fand sich am Mittwoch, 20.5., im Gründerlabor „Cube“ des ZDI Mainfranken ein: Der äthiopische Generalkonsul Fekadu Beyene Ayana kam persönlich mit sechs Abgesandten aus dem Generalkonsulat in Frankfurt, um den in Würzburg hergestellten Face Shields den letzten Schliff zu geben, bevor er tausende davon mit nach Äthiopien nimmt; genauer: 5000 Face Shields, die in rund 7000 Stunden Aufwand hergestellt wurden.
„Insgesamt dauert die Produktion eines Face Shields 60 Minuten: Diese Face Shield-Art kommt nach 40 Minuten aus dem 3D-Drucker, das Abschleifen, Vorbereiten und die Organisation hinter jedem Stück Face Shield beanspruchen nochmal etwa 20 Minuten.“
Wolfram Weinhold
Wolfram ist schon seit Wochen damit beschäftigt, die großartige Idee, Gesichtsabdeckungen aus dem 3D-Drucker, in die Tat umzusetzen für jene, die sie am dringendsten benötigen (wir berichteten LINK). Mittlerweile hat er die gemeinnützige Initiative „Shield Community“ gegründet, als Teil des bundesweiten Netzwerks „Maker vs. Virus“ in dem sich aktuell knapp 200 private „Hubs“ zur Herstellung von kostenloser oder zum Selbstkostenpreis hergestellter Schutzausrüstung zusammengeschlossen haben und gegenseitig unterstützen.
Damit Aktionen wie diese sich überhaupt finanzieren können, sind Sponsoren wie PKS Stahl und Partner mbB und Christopher Veit sowie Teilnehmer*innen am Crowdfunding nicht nur willkommen, sondern auch nötig. (https://paypal.me/pools/c/8pmaY1zrCJ)
Skalierbare Idee
Wolfram wandte sich selbst auf einen Tipp hin an das äthiopische Generalkonsulat. In der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien steigen die Covid-19-Fallzahlen zur Zeit stark an (bis jetzt sind es 399 gemeldete laut WHO, Stand 22.5.2020, die ungetestete Dunkelziffer dürfte weit höher sein), sodass Premierminister Abi Ahmed sich selbst an die Spitze einer Taskforce zur Bekämpfung des Virus setzte.
Der Generalkonssul beim Face Shield-Abschleifen
Generalkonsul traf um die Mittagszeit am Cube ein und Wolfram führte ihn zusammen mit seinen Mitarbeitern herum: 3D-Drucker, Materialien, Prozedere. Schließlich zeigte Wolfram ihm, wie es gelingt, den letzten Feinschliff an die Face Shields zu bringen, woraufhin sich der Generalkonsul selbst einen Cutter schnappte, ausprobierte und für Stunden an der Fertigung mitarbeitete.
Die Face Shields wurden am späten Nachmittag von der äthiopischen Delegation, verstaut in Bananenkartons, in einem Van mit nach Frankfurt am Main genommen. Dort werden sie alsbald, zusammen mit weiteren Lagerbeständen aus Frankfurt und Darmstadt, in ein vom äthiopischen Staat zur Verfügung gestelltes Flugzeug verladen und finden ihren Weg direkt zur Bevölkerung vor Ort. Es werden rund 5000 Face Shields sein, die dann nach Afrika fliegen. So ist sichergestellt, dass die Face Shields dort ankommen, wo sie hinsollen. Wolfram arbeitet des Weitern mit Hilfsorganisationen und der Deutschen Botschaft vor Ort zusammen und sieht so auch die Möglichkeit, weitere Lieferungen auf diesem Weg der Volksrepublik Uganda zukommen zu lassen.
Die „Maker“ der Face Shields
Es sei bei Maker vs. Virus ein ungeschriebenes Gesetz, so Wolfram, sich gegen die Ausbreitung des Corona-Virus zu engagieren, ohne persönlichen Profit daraus zu schlagen.
„Wir machen das nicht, um damit Geld zu verdienen.“
Wolfram Weinhold
Die Überlegung liegt demzufolge auf der Hand, wo diese rund 5000 Face Shields herkommen, von wem sie produziert werden und wie das bewerkstelligt wird; denn: Wo diese 5000 herkommen, sind noch mehr, die bald Besitzer finden werden.
Wolfram wird nicht müde, Einzelkämpfer und Organisationen zu nennen, die sich alle durch viel Engagement und selbstloses Handeln hervortun. Viele davon waren am 20.5. vor Ort, so auch seine „rechte Hand“ Pia Widulle oder der 17-jährige Luca Herrmann. Er zum Beispiel hat bei sich Zuhause eine „Printfarm“ mit zehn Druckern, die 24/7 laufen, eingerichtet. Eigentlich ist er Mechatroniker in Ausbildung, so wie auch Michel Weth, der am Tag des hohen Besuchs zusammen mit Luca die EDV schmeißt. Thomas Barcatta steht als Business-Coach (das käme seiner Beschäftigung zumindest am nächsten, sagt er) hinter Wolfram.
In Darmstadt befindet sich ein weiterer Maker vs. Virus-Hub, in Frankfurt ist das Face Shield-Lager, Michael Dörsam Einsendungen aus ganz Deutschland koordiniert. Der „freie Hackerspace“ labor23 e. V. ist als Hilfe im Boot, viele Beteiligte in den regionalen Maker vs. Virus-Hubs und und und. Ungefähr 180 Unterstützerinnen und Unterstützer schätzt Wolfram für der Face Shields-Äthiopien-Aktion.
Das Tüpfchen auf das I setzt – nach der Bereitschaft, sich in Vollzeit (und darüber hinaus) gegen Corona einzusetzen – die private Kostendeckung der Beteiligten.
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